9
Okt
2023
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Ich pflanze mein Leben/1

Im Verlauf meines Lebens kann ich also ein paar Geburten erleben: auf mentaler, körperlicher, geistiger und intellektueller Ebene. Die Art, die ich am meisten liebe, ist die erdige, die klassische Gartenversion mit vier Jahreszeiten. Gerade jetzt im Oktober bewundere ich die Samenstände. Die ausgetrockneten Stiele mit Stauden von Samen. Ein Schwarm an Träumen, die bis zum Frühling ausharren können und von Eis und Stürmen beschützt sind in ihren harten Samenhüllen. Unweit von ihnen befindet sich ihr designierter Landeplatz, der Boden, der jetzt zur Ruhe kommt und schlummernd seine Reichtümer an all die Wurzeln abgibt, die sich in ihn vertieft haben. Wusstest Du, dass in den drei Wintermonaten, alle Mineralien und Vitalstoffe in den Wurzeln eingelagert werden, die es braucht, um im Sommer die Pflanze prächtig gedeihen zu lassen? Ist das nicht ein Trost für alle Träumer, dass wir ganz ähnlich aus dem Universum alle wichtigen Bausteine so lange einweben in unsere Luftschlösser bis sie zur richtigen Zeit alles haben um Wirklichkeit zu werden?

Dieser Oktober ist noch sehr sonnig und warm und kein Sturm hat die Blätter runter gezerrt. Das tröstet mich sehr, hatte ich doch aus Gründen einen sehr durchgeschüttelten Sommer, doch diesen Boden habe ich nie unter den Füssen verloren. Meinen Schrebergarten pachte ich seit 2011 und ich habe seit Anfang an keinen Dünger und keine Insektizide ausser Schneckenkörner benutzt. Würde ich meinen Lebenssamen neu pflanzen, dann in diesen Boden, der nur reich ist durch meinen Kompost von vielen Jahren.

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