20
Dez
2023
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Die ersten Hundert Tage.

Ich schuppe mich wie ein Drache, Hautschuppen kleben an den schwarzen Leggings wie früher meine Haarschuppen auf den Schultern meiner schwarzen Kleider. 16 und sechzig, ähnlich, aber anders. Heute habe ich die hundertste Pille genommen vom Femara, dem Anti-Hormon Präparat, das irgendwelchen übrig gebliebenen Krebszellen den Hormonboden und somit die Lebensgrundlage nimmt. Noch 33×30 Tage to go und dann noch zwei Jahre Tamoxifen. Für jemandem wie mich sind das eine Menge Medis. Für andere sind das Peanuts. Es gibt diese Medikamenten-Schuber in Picknickkorb-Grösse, ich habe welche gesehen in den Alterszentren, die ich besucht habe.

Nun werde ich also im Schnelldurchgang eine alte Frau. Ich freue mich von Herzen darauf. Ich hatte schon ganz jung die Ahnung, dass das Beste zum Schluss kommt in meinem Leben. Und es ist auch eine magische Welt, in der ich lebe: Ich darf gesund werden. Wie grossartig ist das. Ich darf dem besten aller Brust-Chirurgen tröstende Worte spenden, wenn er mir sagt, er hat gegen die Zertifzierungsmafia verloren und seine Art, mit Mastektomie und Rekonstruktion Leben und Seelen zu retten keine Chance mehr auf dem Gesundheitsmarkt. Ich kämpfe für ihn, mit meinem Leben und meinen Worten. „Das Unterholz weiss Bescheid, lieber Dr. George„, habe ich ihm gesagt. „Das Unterholz muss einfach noch aufrecht stehen lernen.“

Dazu war diese Transformation ja auch gut bei mir. Von der Menopausierenden habe ich mich in einem Jahr zur Hexe gemausert. Ich habe mir mein Stückchen Macht geholt, wenn es um mein Leben, meinen Körper und meinen Seelenplan gegangen ist und das wird genau so weiter gehen. „On becoming fearless“ war das Initiationsbuch von Arianna Huffington, der Gründerin der Huffington Post. Jedes Kapitel erzählte die Geschichte einer Frau, die durch Hölle, Feuer, Stürme, Hass, Angst und Tod gegangen ist, um sich selbst zu werden. Nie hätte ich einen Platz in diesem Buch verdient, aber im Grossen Buch aller Geschichten kann ich jetzt mein Kapitel mit Stolz schreiben.

Es geht mir ja nie darum die Welt zu retten, Geld zu verdienen, Macht zu erobern. Ich will Sinn machen, indem ich mir und anderen in meiner Sprache nacherzähle, was ich wahrnehmen kann. Meine Wahrnehmung trainieren und dadurch lernen, ist meine Mission im Leben und ich hoffe, sogar mein letzter Atemzug steht genau unter diesem guten Stern. A propos: Meine Rekonvaleszenz von der zweiten OP und vom Hexenschuss (yeah, yeah this joke’s on me.) verbringe ich häkelnd und mit dem Astrologie-Lehrgang von Silke Schäfer und ihren 155 Lern-Videos. Die erste Prüfung mache ich Mitte Januar 2024, drückt mir den Daumen.

A propos 2: In meinem Zimmer 102 in der Klinik Pyramide hatte ich das grosse Glück, eine Resilienz-Trainerin als Zimmergenossin zu haben, die 25 Jahre für viele kantonale RAV’s gearbeitet hat. Heidi Steiner und ich konnten gar nicht mehr aufhören zu reden. Sie kommt Donnerstag zum Kaffee. Ich hoffe auf eine neue Freundin. Sie hat den ersten Vortrag von Rüdiger Dahlke organisiert vor zig Jahren. Wie beeindruckend. Ich brauche wohl von ihr auch ein paar Profi Tipps. Denn im Januar werde ich den Zugang zu meinem Hexenbulletin für eine grössere Gruppe öffnen. Wenn Daniela Haldemann und ihr Team bis dann meine Popcornartige Kreativität in eine Business Identität umwandeln kann aka Website, Newsletter und Insta-Posts. Stay tuned.

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